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Erste Station der Kreisrundfahrt war das Scholl – Grimminger – Zimmer in der Geschwister – Scholl – Schule in Ingersheim. Ursula Mroßko und Ernst Hübner gaben detaillierte Einblicke in die Lebenswege der Familie Scholl, in die Entstehungsgeschichte der „Weißen Rose“, die Produktion und Verbreitung der insgesamt sechs Flugblätter, die Zusammenarbeit der Familien Scholl und Grimminger und natürlich in die bitteren letzten Stunden der beiden Geschwister Sophie und Hans Scholl. Besonders beeindruckend: Das große Wandbild von Gerhard Frank im Eingangsbereich der Geschwister – Scholl – Schule mit sehr einfühlsam präsentierten Erklärungen.
Auch dem Geburtshaus von Hans Scholl, in dem er am 22. September vor 100 Jahren zur Welt gekommen war, galt ein kurzer Besuch.
Ein Gedenkstein und 14 schwarze Grabplatten erinnern in einem kleinen Waldfriedhof unweit des Weilers Gantenwald (Gemeinde Bühlerzell) an ein besonderes Beispiel nationalsozialistischer Menschenverachtung: In den letzten beiden Kriegsjahren wurde in einem beschlagnahmten Hof eine „Bewahr- und Entbindungsstation“ für Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen eingerichtet. Mindestens 52 Kinder wurden in diesem Haus geboren. Völlig unzureichende Ernährung und katastrophale hygienische Bedingungen führten zum frühen Tod von 23 Säuglingen und einer jungen Mutter.
Von unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen im KZ – Lager Hessental berichtete Folker Förtsch, Leiter der „Initiative KZ – Gedenkstätte Hessental“. Im Lager am Bahnhof Hessental waren von Oktober 1944 bis Anfang April 1945 mehr als 800 polnische Männer als Sklavenarbeiter inhaftiert. Mindestens 182 Häftlinge fielen in dieser Zeit am Hessentaler Bahnhof den brutalen Bedingungen, Misshandlungen und Morden ihrer Peiniger zum Opfer. Ungezählte andere überlebten nach der Auflösung des Lagers den berüchtigten „Hessentaler Todesmarsch“ nach Dachau nicht.
Als sich im Frühjahr 1945 das endgültige Ende der Naziherrschaft immer deutlicher abzeichnete, kam es in vielen Orten unseres Kreises zu tragischen Auseinandersetzungen zwischen der kriegsmüden und besonnenen Bevölkerung und endsieggläubigen Soldaten, vor allem SS – Angehörigen. Wer in diesen Tagen Kontakte zum Feind aufnahm oder die weiße Fahne zeigen wollte, riskierte sein Leben, denn fanatische SS – Mörder machten mit solchen Personen kurzen Prozess.
So wurden am 14. April 1945 auf dem Frankenplatz mitten in Kirchberg die vier Zwangsarbeiter Ernst Bonné (Frankreich), Michael Kubicky (Polen), Wasil Petryczka (Ukraine), Josef Hepak (Ukraine) von SS - Soldaten erschossen, wie Ralf Garmatter detailliert zu erzählen wusste. Der mögliche Anlass: Denunziation von Kirchberger Bürgern, weil einer der Zwangsarbeiter amerikanischen Soldaten bei der Besetzung Kirchbergs Anfang April den Weg zum Haus des Bürgermeisters gezeigt hatte. Das gleiche Terrorkommando erschoss am Abend des gleichen Tages die 32 Jährige Angela Galczinski, Mutter von zwei kleinen Kindern. Ihre Schuld: freundliches Verhalten gegenüber amerikanischen Soldaten, möglicherweise auch unbedachte Äußerungen gegenüber Kirchberger Bürgern. Das sechste Mordopfer von Kirchberg wurde der Hilfsarbeiter Johann Heigl (47) aus Eichenau. Er hatte den Mut, vor dem Einmarsch der Amerikaner eine weiße Fahne zu zeigen. Auch andere Dorfbewohner soll er aufgefordert haben, dasselbe zu tun. Seine Mörder hatten ihm einen Zettel in die Hand gedrückt: „Ich bin eine Verräter.“
Zwei weitere, eindeutig SS – Angehörigen anzulastende Morde ereigneten sich bei Wallhausen und am Ortsrand von Satteldorf:
Der 49 jährige Wilhelm Daunke aus Wallhausen wurde am 13. April 1945 im Wald nahe Wallhausen erschossen aufgefunden. Er soll Kontakte zur US – Armee aufgenommen haben, um sie vor Gegenangriffen zu warnen. Karl Happold aus Sattelweiler bei Satteldorf, ein 41 jähriger Arbeiter, stand wegen früherer Verbindungen zur KPD schon lange auf der schwarzen Liste der NS – Machthaber. Bei der ersten Besetzung von Crailsheim am 6. April 1945 zwangen ihn US – Soldaten, ihnen den Weg nach Neidenfels zu zeigen, wo sie deutsche Truppen vermuteten. Durch Denunziation erfuhr die SS davon. Sie verhafteten Happold am Morgen des 19. April. Gegen Mittag wurde der fünffache Familienvater etwa 100 Meter vom Ortsrand Richtung Crailsheim entfernt gefunden, durch Genickschüsse getötet und mit einem Zettel auf der Brust: „Ich bin ein Landesverräter.“ Happold wurde an der Satteldorfer Friedhofsmauer verscharrt, erst später in den Friedhof umgebettet. Das Grab ist inzwischen aufgelöst. Seine Witwe hat nie eine Wiedergutmachung erhalten.
Während an die Ermordung von Wilhelm Daunke dank der Initiative von Lothar Schwandt inzwischen durch ein Gedenkkreuz mit Tafel im Wald vor Wallhausen erinnert wird, warten die Nachkommen von Karl Happold in Satteldorf noch immer auf eine Würdigung.
Einig waren sich alle Exkursionsteilnehmer darin, dass die Erinnerung an die unzähligen Verbrechen der Hitler – Diktatur, das Gedenken an die unschuldigen Opfer und die Nennung der Täter nicht aufhören darf.
Info: Wer sich ebenfalls auf die Suche zu Gedenkstätten nationalsozialistischen Unrechts im Kreis Schwäbisch Hall begeben will, findet in der Broschüre „Spurensuche“ des Arbeitskreises der Gedenkstätten Adressen und erste Informationen. Die Broschüre ist erhältlich auf Rathäusern sowie bei den Gedenkstätten und Museen des Landkreises.
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