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Der diesjährige gemeinsame Ausflug nach Ansbach wurde vom Arbeitskreis Weiße Rose Crailsheim organisiert.
Die 25-köpfige Gruppe, davon 11 von der Erinnerungsstätte "Die Männer von Brettheim" wurde am Bahnhof vom Stadtführer Alexander Biernoth, einem sehr profundem Kenner der Ansbacher Geschichte, in Empfang genommen und zu verschiedenen Straßen und Gebäuden auf den Spuren des Widerstands und des jüdischen Lebens in Ansbach begleitet. Zur Einstimmung erwähnte Herr Biernoth, dass die Ansbacher NSDAP als „Völkischer Bund” bei den Wahlen im Jahr 1924 teilnahm und Stimmenergebnisse erfuhr, die die NSDAP im Reich erst 1929 erreichte: 46,52 % in Ansbach gegenüber 6,55 % im Reich. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1932 erreichte die NSDAP in Ansbach 53,57 %, im Reich waren es 43,91 %.
Der evangelische Kirchenjurist Friederich von Praun war ab 1930 Leiter der neu errichteten Landeskirchenstelle in Ansbach und stand der "Bekennenden Kirche" nahe. Er war klarer Gegner der Nazi-Herrschaft, verweigerte den Hitlergruß und das Hissen der Hakenkreuzfahne auf seinem Amtssitz. Den Nazis war er deshalb ein Dorn im Auge, und sie setzten Spitzel auf ihn an. Als 1943 in Nürnberg die Bomben fielen, soll er gesagt haben, nun helfe kein Hitler mehr, nun hilft nur noch Gott. Das war offene Regimekritik und die Gestapo verhaftete ihn.
Unter dubiosen Umständen kam er in der Nacht vom 18. auf den 19. April 1944 im Gestapo-Gefängnis in Nürnberg zu Tode. Der damalige Landesbischof der bayerischen Protestanten Hans Meiser setzte sich nicht für den Verhafteten ein, er versprach der Gestapo, die Beisetzung werde in aller Stille abgehalten, ohne Haftgrund und Todesumstände zu nennen. Der Bischof sprach bei der Beisetzung von Prauns in Unterdeufstetten von Selbstmord. Nach dem antisemitischen Bischof ist auch heute noch die Hans-Meiser-Straße in Ansbach benannt, die auch mal den Namen des mittelfränkischen Gauleiters Julius Streicher trug. Anträge auf Umbenennung in Friedrich-von-Praun-Straße wurden 2013 vom Stadparlament mit 26 zu11 Stimmen abgelehnt.
Robert Limpert war überzeugter Katholik und wurde nur wenige Stunden vor Einmarsch der Amerikaner am 18. April 1945 erhängt. Der 19-jährige druckte und verteilte im April 1945 drei Flugblätter, in denen er die Ansbacher aufforderte, auf die Verteidigung der Stadt zu verzichten. Am 18. April waren die Behörden abgezogen, die Wehrmacht entfernte sich, aber der als “Kampfkommandant” eingesetzte Oberst Dr. Ernst Meyer war fest entschlossen, die Stadt zu verteidigen. Limpert ging aufs Rathaus und überredete den dritten Bürgermeister zur friedlichen Übergabe. Als Oberst Meyer davon erfuhr, drohte den auf dem Marktplatz versammelten Ansbachern mit schärfsten Repressalien. Limpert durchtrennte das Telefonkabel vom Gefechtsstand des Kommandanten zur Truppe und wurde dabei von zwei Hitlerjungen beobachtet und angezeigt. Er wurde zu Hause verhaftet und aufs Rathaus gebracht. Dort setzt Oberst Meyer ein Standgericht ein, ließ aber keine Verhandlung abhalten und sprach selbst das Todesurteil. Eigenhändig erhängte der Kampfkommandant Robert Limpert an einem Haken in der Rathausmauer. Während Meyer die Schlinge knüpfte, gelang Limpert zunächst die Flucht. Nach 75 Metern wurde er eingefangen. Meyer zerrte ihn an den Haaren zum Rathaus zurück. Im ersten Versuch riss der Strick. Der Oberst knüpfte eine zweite Schlinge und scharrte mit bloßen Händen eine Vertiefung unter dem Haken. Als Limperts Tod eintrat, waren seit dem Eintreffen des Kommandanten auf dem Rathaus nicht mehr als fünfzehn Minuten vergangen. Am Nachmittag erschienen die Amerikaner auf dem Marktplatz und nahmen den Leichnam ab.
Drei Tage später wurde Robert Limpert begraben. An Unverfrorenheit nicht zu überbieten war das Verhalten des Geschichtslehrers Dr. Karl Bosl: Bosl, seit 1933 Mitglied der der NSDAP und der SA, hielt die Grabrede. Im Entnazifizierungs-Zertifikat findet man Angaben, dass Bosl unter Lebensgefahr Flugblätter verteilte und in der Nacht vom 17. auf den 18. April 1945 das Fernmeldekabel des Kampfkommandanten zerschnitten habe. Bosl hatte sich also zu seiner Entlastung genau der Taten gerühmt, für die Robert Limpert ermordet worden war...
An Robert Limperts Geburtshaus wurde 1970 eine private Gedenktafel angebracht. Die Stadt Ansbach konnte sich bis in die 1980er Jahre nicht dazu entschließen, Robert Limperts Einsatz für die Stadt zu würdigen. Erst auf Druck einer Schülergruppe der Luitpoldschule entschloss sich der Ansbacher Stadtrat mit nur einer Stimme Mehrheit zu einer öffentlichen Ehrung Robert Limperts. Gedenktafeln findet man seit 1985 in der Pfarrkirche St. Ludwig und im Gymnasium Carolinum. Ein Platz in Ansbach mit dem Namen Limperts ist geplant, wartet aber noch auf die Gestaltung.
Juden waren in Ansbach schon im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Ab dem 17. Jahrhundert war Ansbach Sitz eines Rabbinats. Die Synagoge wurde in der Pogromnacht nicht komplett niedergebrannt. Das ist aber dem Umstand zu verdanken, dass sie an „arische” Wohnhäuser angrenzte und ein Anwohner die Synagoge gerne als Lagerraum nutzen wollte. Der Brand in der Synagoge wurde von der Feuerwehr gelöscht, Wände und Decke waren stark verrußt, die Bänke verbrannt, die sakrale Einrichtung beschädigt und alle sakralen Gegenstände gestohlen oder zerstört. Die Synagoge ging zu einem Spottpreis von 4000,- Reichsmark in den Besitz der Stadt über. Der Verband der israelitischen Gemeinden in München musste auch noch wie damals üblich für die Beseitigung der Schäden in der „Reichskristallnacht“ aufkommen.
Als weitere Sehenswürdigkeit wurde die die evangelisch-lutherische Pfarrkirche Sankt Gumbertus mit der Fürstengruft besichtigt. Unter der Schwanenritterkapelle befindet sich die Grablege der Markgrafen mit 25 Sarkophagen. Unter diesen ist auch der Sarg von Friederike Luise, der Schwester Friedrichs des Großen, die mit dem Ansbacher Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich verheiratet worden war.
Auf der Empore zwischen Fürstenstand und Schwanenritterkapelle sind die kürzlich aufwendig restaurierten Markgräflichen Trauerfahnen in lichtgeschützten Schaukästen ausgestellt.
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