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Was dem Dorf Brettheim am Kriegsende 1945 widerfuhr, wird in der nüchternen Sprache der Historiker als „Endphaseverbrechen“ bezeichnet. Der tödliche Terror gegen die eigene Bevölkerung suchte die Brettheimer am 10. April 1945 heim: Drei mutige Männer wurden an diesem Tag von der SS ermordet, weil sie sich nicht zu Helfern eines gnadenlosen Regimes machen lassen wollten. Eine Woche später lag das Dorf in der Landwehr in Schutt und Asche, bei völlig sinnlosen Kämpfen zwischen Wehrmacht und US-Armee starben 19 weitere Menschen.
Seit Mai 1992 dokumentiert im örtlichen Rathaus die Erinnerungsstätte für die „Männer von Brettheim“ diese Tragödie, die sich tief in das kollektive Gedächtnis des Dorfes eingebrannt hat. Ein Förderverein leistet auf vielen Feldern diese Erinnerungsarbeit, die von 173 Mitgliedern getragen wird. Eine Bilanz für das Jahr 2022 zog dieser Tage der Vorsitzende Norman Krauß bei der Hauptversammlung.
Im Vorjahr interessierten sich 584 Besucher für das Schicksal von Friedrich Hanselmann, Leonhard Gackstatter und Leonhard Wolfmeyer, für die Zerstörung des Dorfes und für die beschämenden Nachkriegsprozesse gegen die verantwortlichen NS-Täter– darunter 270 Jugendliche, was einem Anteil von immerhin 46 Prozent entspricht. Insgesamt wurden 26 Gruppen durch die Erinnerungsstätte geführt und 52 Termine absolviert. Intensiviert wird die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftsschule in Rot am See: Künftig sollen alle 10. Klassen die Möglichkeit zu einem Besuch in Brettheim erhalten, der Förderverein unterstützt einschlägige Schulprojekte.
Besonders schmerzlich dürfte der Besuch der Erinnerungsstätte für Hannelore Meszaros aus den USA und ihre Familie gewesen sein: Sie ist die jüngste Tochter von Leonhard Wolfmeyer, der am 10. April 1945 neben Friedrich Hanselmann (er hatte „Hitler-Jungen“ entwaffnet) und Leonhard Gackstatter (er verweigerte wie Wolfmeyer seine Unterschrift unter das Todesurteil) an den Linden vor dem Friedhof erhängt wurde.
Es gibt in Deutschland wohl kein Dorf, das aus eigener Kraft heraus jene Endphaseverbrechen so gründlich aufgearbeitet und dokumentiert hat wie Brettheim. Und dennoch vergeht kein Jahr mit neuen Erkenntnissen. So hat der Heimathistoriker Andreas Hemer aus Gammesfeld in mühseliger Recherchearbeit in einschlägigen Archiven herausgefunden, dass bei den Kämpfen in Brettheim nicht nur ein Soldat der deutschen Wehrmacht, sondern mindestens auch elf US-Soldaten ihr Leben verloren – ein deutlicher Hinweis darauf, wie gnadenlos der auch für die Todesurteile gegen die drei Männer verantwortliche SS-General Max Simon noch in den letzten Kriegstagen agierte. „Dieser starke Widerstand erklärt sicher auch die von den Amerikanern vorgenommene massive Bombardierung unseres Dorfes“, sagte Norman Krauß.
Um die Geschehnisse in Brettheim auch außerhalb der Erinnerungsstätte sichtbar zu machen, plant der Förderverein die Verlegung von Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demnig – auch für zwei Brettheimer Bürger, die der Euthanasieaktion der NS-Diktatur zum Opfer gefallen sind. Zudem wird eine Neuauflage eines Flyers für den im Vorjahr eröffneten „Bundschuhweg“ in Brettheim geplant. Norman Krauß informierte auch über das Buchprojekt einer Autorin aus Mulfingen, die sich vor dem Hintergrund der Ereignisse in Brettheim vor allem mit dem Weltbild und dem Verhalten von „Hitler-Jungen“ befassen will.
Zum Abschluss der Hauptversammlung (die von Bürgermeister Dr. Sebastian Kampe beantragte Entlastung war nach dem Kassenbericht von Thomas Pittner und der Prüfung durch Thomas Schneider und Rolf Häfner reine Formsache) wurde ein von Hans Helei gedrehtes Video mit den beiden Zeitzeuginnen Anna Schürger und Elfriede Palm gezeigt, die sehr bewegend die Zerstörung des Dorfes im April 1945 schilderten.
Info
In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Weiße Rose“ aus Crailsheim und dem Förderverein für die Synagoge in Michelbach/Lücke bietet der Brettheimer Förderverein am Samstag, 15. Juli, eine Exkursion nach Nürnberg an. Dort wird der Saal 600 des Justizpalastes besucht, wo 1945 und 1946 der Prozess gegen führende Vertreter des NS-Regimes über die Bühne ging. Auf dem Programm steht zudem eine Führung durch eine Ausstellung, die sich dem einstigen Reichsparteitagsgelände widmet. Anmeldungen für die Bahnfahrt nehmen Ernst Hübner (info(@)ernst-huebner.de oder Telefon 0 79 51 / 2 68 53) und Norman Krauß (normankrauss(@)gmx.de oder Telefon 0 79 58 / 5 08) entgegen.
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